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Follow-Up zu: Einwanderung und Überlieferungszusammenhang

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Zur Frage, wie viel Konsens und Homogenität eine moderne Einwanderungsgesellschaft braucht (oder auch nicht; siehe http://geschichtsadmin.hypotheses.org/343), habe ich heute einen interessanten Seitenblick von Mischa Honeck in der SZ gefunden (“Deutsche unerwünscht”, SZ, 21./22. November 2015, S. 5, http://www.sueddeutsche.de/politik/gastkommentar-deutsche-unerwuenscht-1.2746512). Honeck geht der Frage nach, was die (modern gesprochen) mangelnde Integrationsbereitschaft jener Deutscher, die in Folge der Revolutionen von 1848 in die USA auswanderten, für die weitere Entwicklung der USA als Einwanderungsgesellschaft bedeuteten:

“Auch wenn die Vision einer deutschen Republik auf amerikanischem Boden eine Utopie blieb, kämpften die Achtundvierziger bis zum Ende dafür, ihre deutsche Identität nicht preisgeben zu müssen. Und in der Tat – nach anfänglichen Schwierigkeiten schafften es viele, sich zu arrangieren. Ein stolzer Deutscher und guter Amerikaner zu sein, war für sie kein Widerspruch. Man mag die Revolutionsflüchtlinge für bornierte Nationalisten halten; viele Historiker sehen in ihrem Wirken zugleich die Keimzelle eines modernen demokratischen Pluralismus. “Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit,” erklärte 2010 der damalige türkische Premierminister Erdoğan in seiner viel kritisierten Kölner Rede. Sind wir bereit, mit unseren ausgewanderten Vorfahren, die diese Position so vehement vertraten, ebenso hart ins Gericht zu gehen? Vielleicht müssen wir dies gar nicht, wenn wir in der Lage sind, uns von der ahistorischen Vorstellung zu verabschieden, dass gedeihliches Miteinander nur unter den Bedingungen einer nationalen Leitkultur möglich ist. Migranten sind nicht weniger heterogen als die Gesellschaften, in die sie einwandern. Das galt für die deutschen Revolutionäre von 1848, es gilt für die Flüchtlinge aus der arabischen Welt, die im heutigen Deutschland auf Asyl hoffen.”


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